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Hypotheken - Alles was du zum Kauf deines Eigenheims wissen musst

 Einführung

Der Kauf eines Eigenheims ist bei den meisten Menschen mit einer grossen Angst verbunden, da sie schlichtwegs zu wenig verstehen was eigentlich bei Vertragsabschluss geschieht.

 

Aus eigener Erfahrung mit meinen Eltern und Grosseltern, weiss ich welche Unsicherheiten entstehen und darum möchte ich in diesem Artikel alles so erklären, wie ich es für meine Familie tun würde.

Es geht hierbei nicht darum dich zu einem Profi in Finanzfragen auszubilden, sondern nur darum dir ein Grundverständnis zu vermitteln, welches dir in deiner Kommunikation mit Banken, Anwälten und Finanzberatern helfen sollte die richtigen Fragen zu stellen und die erhaltenen Antworten einer Bullshit-Überprüfung zu unterziehen.

 

Disclaimer: Dieser Artikel stellt unter keinen Umständen eine Beratung dar, und alle darin enthaltenenen Ratschläge sind einer rechtlichen-, sowie situationsangepassten Überprüfung zu unterziehen, bevor sie angewandt werden dürfen.

 

In diesem Artikel werde ich zuerst die Grundbegriffe erklären, die man beim Wohnungs-, respektive, Hauskauf häufig antrifft. Danach erkläre ich was man beim aufnehmen einer Hypotheke beachten muss, und zum Schluss werde ich ein paar Strategietipps geben für den Umgang mit verschiedenen wirtschaftliche Lagen.

 

Was ist eine Hypotheke?

Beim Kauf eines Eigenheims unterscheidet man zwischen Eigenmittel und Hypotheke.

Eigenmittel ist alles "Geld", welches du selber angespart hast und nun in den Kauf steckst. Die Hypotheke hingegen ist der Kredit, den du von der Bank erhältst um den restlichen Teil bezahlen zu können.

Beispiel: Dein gewünschtes Haus kostet 900'000 Fr., angespart hast du 300'000 Fr., daher benötigst du eine Hypotheke im Wert von 600'000 Fr.

 

Im Gegensatz zu einem normalen Kredit, ist es bei einer Hypotheke so, dass das Haus als Sicherheit hinterlegt ist. Das bedeutet im Falle, dass du deine monatlichen Beträge nicht mehr zahlst, hat die Bank das Recht, dein Haus zu verpfänden um sich so seine Hypotheke zurückzuholen.

Erklärung zur Verpfändung

Wichtig zu wissen ist, die Bank hat Anspruch auf den Betrag den sie dir ausleiht. Dabei ist es ihr egal ob der Wert deines Eigenheims höher oder tiefer liegt als zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Die 600'000 Fr. gehören ihr und wenn du nicht mehr zahlst, hat sie das Recht dich zum Verkauf deine Heims zu zwingen.

Wie du dir vorstellen kannst, ist so ein Prozedere nicht sehr wünschenswert, da dabei eine Menge Geld verloren gehen kann, besonders wenn der Hauswert tiefer liegt als zuvor.

 

Beispiel: Nach 1 Jahr hast du wegen deines Jobverlusts aufgehört zu zahlen, der Immobilienmarkt ist gesunken und dein Haus hat nun nur noch einen Wert von 800'000 Fr.

Die Bank verpfändet dein Haus nun für 800'000 Fr. und nimmt sich ihre 600'000 Fr. zurück. Du hingegen erhältst nun nur noch den Rest von 200'000 Fr., somit hast du von den 300'000 Eigenkapital, die du im Jahr zuvor investiert hast ganze 100'000 Fr. verloren.

Bemerkung zu den Eigenmitteln

Zu den Eigenmitteln zählt nicht nur Bargeld, sondern alles was du besitzt, das du als Sicherheit hinterlegen könntest. In der Praxis, zählen daher auch Vorsorgeguthaben, Wertschriftendepots und Erbvorbezug dazu.

Warum ist der Begriff "Eigenmittel" denn so wichtig? - Weil dies zur Berechnung der Tragbarkeit verwendet wird. Mehr dazu im Abschnitt über TRAGBARKEIT.

Belehnung des Objekts

Grundsätzlich gilt in der Schweiz, das Banken bis maximal 80% des Hauswerts als Hypotheke beitragen dürfen. Daher müssen 20% an Eigenmitteln von dir mitgebracht werden und die Hälfte davon darf nicht aus der 2. Säule (Pensionskasse) stammen.

 

Beispiel: Vom Kaufpreis von 900'000 dürfte die Bank dir maximal 720'000 Fr. als Hypotheke vergeben.

Deine Eigenmittel müssten 280'000 Fr. betragen, wovon 140'000 Fr. nicht aus der Pensionskasse stammen dürfen.

 

Erste und zweite Hypotheke

Als erste Hypotheke bezeichnet man den Betrag bis zu 65% des Kaufobjekts.

Die restlichen 15%, welche noch von der Bank finanziert werden dürften, nennt man die zweite Hypotheke.

Das spezielle an der 2. Hypotheke ist, dass diese innert 15 Jahren oder bis spätestens zur Pensionierung zurückgezahlt (amortisiert) werden muss.

Für die 1. Hypotheke gilt keine Rückzahlungsfrist. Diese könnte also auf "immer" behalten, respektive erneuert, werden.

 

Wie gelangst du zu einer Hypotheke?

In der Praxis spielt sich der Prozess folgendermassen ab:

Du meldest dich bei deiner Bank für einen Beratungstermin zur Eigenheimfinanzierung an. Dort wirst du dann durch alles geführt.

Alternativ kannst du ganz einfach online einen Hypotheken Rechner benutzen und dann ein Onlineformular ausfüllen.

Ich empfehle in jedem Fall die Online-Route , denn sie bereitet dich schon einmal auf ein weiteres Gespräch vor und zeigt dir womöglich wann eine Finanzierung auf keinen Fall möglich ist.

Falls der Online Hypothekenrechner, kein zufriedenstellendes Resultat erziehlt, empfehle ich trotzdem die persönliche Beratung, da nur dann sichergestellt werden kann, dass alle relevanten Informationen vorhanden sind und berücksichtigt wurden.

Heutzutage gibt es verschiedene Vergleichsportale, die einem bei der Suche nach einer geeignenten Hypotheke helfen können.

Zu erwähnen ist nämlich, dass viele Banken eine Einführungsaktion für erstmalige Wohnungskäufer anbieten, dadurch lässt sich kurzzeitig doch eine Menge an Geld sparen.

Ebenfalls gibt es ähnliche Aktionen für Leute, welche eine Hypotheke bei einer neuen Bank verlängern wollen.

Hier einige Rechner, die du ausprobieren könntest:

  • link 1
  • link 2

 

 

Bis jetzt sieht alles wahrscheinlich gar nicht so kompliziert aus...

... schauen wir uns nun mal an warum es kompliziert werden kann.

 

Hypothekarzins

Die Bank von welcher du die Hypotheke erhältst, ist in der Regel keine Wohlfahrtsorganisation und darum erwartest sie von dir eine Art Gegenleistung für den ausgeleihten Batzen.

Sie gewährt dir ein Darlehen für eine Anzahl Jahre und erwartet dafür, dass du ihr einen Hypothekarzins zahlst.

Anders gesagt, da eine Hypotheke ein Kredit ist, musst du darauf Zinsen bezahlen.

 

Beispiel: Die Bank überlässt dir den Kredit von 600'000 Fr. für 3%.

Dies bedeutet, jährlich müsstest du (600'000 / 100 x 3 =) 18'000 Fr an Zinsen bezahlen.

Auf den Monat gerechnet wären dies 1'500 Fr. Zinskosten.

 

Dieses Beispiel dient nur zur Illustration der vereinfachten Berechnung. In der Praxis zahlst du meistens mehr als 1'500 Fr. pro Monat, da du ja die Hypotheke abzahlen möchtest, so dass dir eines Tages das gesamte Haus gehört.

 

Arten von Hypothekarzinsen

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Zinsen. Jede Art kommt mit ihren eigenen Vor-und Nachteilen, und die Wahl sollte schlussendlich aufgrund einer realistischen Erwartungshaltung gegenüber der Zukunft getroffen werden. Ein Richtig und Falsch gibt es so gesehen nicht, sondern nur unterschiedliche Abwägungen.

 

Festhypothek

Bei einer Festhypotheke legt die Bank einen bestimmten Zinssatz für eine bestimmte Periode fest, den du dann bezahlen musst.

Das Gute dabei ist, dass du mit Sicherheit weisst, wie viel du während dieser Laufzeit jeweils zahlen musst.

 

Beispiel: Du wählst eine Festhypothek für 3% mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Dies bedeutet während den nächsten 10 Jahren zahlst du jährlich 18'000 Fr. (also gleich wie beim Beispiel oben)

 

Saron Hypothek

Saron stehe für Swiss Average Rate Over Night, und ist ein Schweizer Referenzzinssatz im Zusammenhang mit Geldmarkthypotheken.

Anders ausgedrückt, eine Saron Hypotheke ist eine variable Hypotheke, dessen Zinssatz sich am Saron orientiert.

Ist der Saron gestiegen, dann steigt auch der Zins deiner Hypotheke, fällt er, so tut es dein Zinssatz gleich.

Der Vorteil einer Saron Hypotheke ist, dass diese günstiger als eine Festhypotheke ist und es in der Regel keine festgelegte Laufzeit gibt.

 

Beispiel: Nach Prüfung des derzeitigen Saron und deiner Bonität, erhältst du von der Bank einen Zinssatz von 1.25%. Das bedeutet für das nächste Quartal zahlst du gemäss dieses Zinssatzes.

Am Ende des Quartals wird der Saron erneut angeschaut und ein neuer Zinssatz festgelegt, den du im darauffolgenden Quartal zu entrichten hast.

Warum ist eine Festhypotheke teurer als eine Variable Hypothek?

Grundsätzlich fährt man mit einer variablen Hypotheke in jedem Fall günstiger. Dies ist darum der Fall, weil die Bank, welche dir den Kredit vergibt ihr Zinsänderungsrisiko an dich weitergibt und so eine tiefere Marge (Profit) verlangen kann.

 

Anders gesagt: Im Fall dass die Zinsen steigen (so gesehen die Kosten der Bank) kann die Bank ihrerseits den Zins erhöhen, den sie von dir verlangt. Sie wälzt somit ihr Risiko ab. Da sie weniger Risiko in Kauf nimmt, ist es für sie auch nicht nötig eine überaus grosse Rendite dafür zu erhalten.

 

 

 

Beispiel: Zu Beginn beschliesst du mit der Bank eine Saron Hypothek von 1% Zins zu nehmen.

 

Die Bank findet das einen guten Deal, da sie im jetzigen Niedrigzinsumfeld gerade mal 0.5% Zins zahlen muss. Sie macht somit 0.5% Gewinn (1% Hypotheke - 0.5% Kreditkosten) und das praktisch ohne Risiko.

 

Nach 1 Jahr erhöht sich nun der Zins, welcher die Bank zahlen muss auf 1.25%. Da sie dir eine zuvor eine variable Hypotheke vergeben hat, kann sie nun ihrerseits deinen Zins auf 1.75% erhöhen.

 

 

 

Im Falle einer Festhypothek besteht für die Bank ein gewisses Risiko, dass das Zinsumfeld steigt, aber sie dir schon einen gewissen Zins versprochen hat.

 

 

 

Beispiel: Zu Beginn deines Wohnungskaufs schliesst du mit der Bank eine 5-jährige Festhypothek für 1.5% ab. Zu diesem Zeitpunkt kann die Bank ihrerseits Kredite für 0.5% aufnehmen. Somit macht die Bank einen Gewinn von 1%.

 

Nach 2 Jahren jedoch hat sich die wirtschaftliche Situation geändert (bsp. Inflation) und plötzlich muss sie für die Geldaufnahme 1.75% zahlen.

 

Da sie mit dir eine Festhypothek abgeschlossen hat, darf sie diesen Kostenanstieg aber nicht an dich überwälzen und muss die -0.25% (1.5% Hypotheke - 1.75% Kreditkosten) selbst berappen.   

 

 

 

In der Praxis stellt die Bank darum sicher, dass dies in (fast) keinem Fall geschieht. Wie sie das tut? - Indem sie eine deutlich höhere Marge verlangt.

 

Während sie bei einer variablen Hypothek mit 0.5% Gewinn zufrieden ist, kann es sein, dass sie bei einer Festhypothek 2-3% Gewinn verlangt. Diese Marge stellt eine Bandbreite dar, innerhalb welcher die Bank einen Anstieg grundsätzlich für möglich hält.

 

Dadurch dass sie von dir einen solch hohen Zins verlangt, sichert sie sich gegen einen Zinsanstieg ab, der ihr den Gewinn wegfressen könnte.

 

 

 

Welchen Zins sollte ich nun wählen?

Die Frage welchen Zins man denn am besten wählt, hängt von einerseits der persönlichen finanziellen Situation ab, andererseits auch vom momentanen Zinssumfeld.

 

Wie im obigen Abschnitt erklärt, hängt der Zinssatz vom Risiko für die Bank ab.

 

Zur intelligenten Entscheidung ob du nun eine variable oder eine Festhypotheke abschliessen sollst, müssen wir also dein Risiko zuerst einschätzen.

 

Wie die meisten Leute besitzt du wahrscheinlich keinen Garten aus Geld, darum ist dieser Schritt umso wichtiger. Ansonsten zahlst du im besten Fall ein paar tausender zu viel, im schlimmsten Fall verlierst du aber dein Eigenheim und womöglich noch dein Erspartes.

 

 

 

Der grosse Vorteil von einer variablen Hypothek ist, dass diese immer günstiger ist als eine dessen Zins und Laufzeit fixiert wurden.

 

Der Nachteil dabei ist, dass sie sich jederzeit zu deinen Ungunsten ändern kann.

 

In einem wirtschaftlichen Umfeld, wo die Zinsen nach und nach sinken, ist diese Änderung ein Vorteil, da du so immer weniger und weniger an Zinsen zahlst.

 

Wenn jetzt aber die Zinsen allgemein steigen, dann wirst auch du bald mehr Zinskosten tragen müssen.

 

Somit kommen wir zum eigentlichen Vorteil von Festhypotheken. Sie geben dir die Sicherheit, dass du während ihrer Laufzeit nicht plötzlich mehr zahlen musst.

 

Du erhältst also "absolute" Planungssicherheit in Bezug auf deine Ausgaben.

 

 

 

 

 

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